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Langtang-Nepal


Der Gangchempo (6387m) im Abendlicht
Der Gangchempo (6387m) im Abendlicht

Nepal ist das wohl bekannteste Land, wenn es ums Bergsteigen geht. Ganze acht der vierzehn 8000er liegen hier – es ist das Mekka, wenn es um die hohen Berge geht. Bis jetzt hat es mich noch nie hierhin gezogen, da ich immer etwas Angst vor den Touristenmassen hatte und mich die 8000er nicht wirklich interessieren. Doch in diesem Jahr hatte ich mit David Göttler einen sehr erfahrenen Seilpartner an meiner Seite, der sich dazu noch hervorragend in Nepal auskennt. Es war auch sein Vorschlag, etwas abseits der Menschenmassen das Landgang-Tal zu besuchen, um dort die Möglichkeiten für das Bergsteigen auszukundschaften.


Die Anreise ist sehr einfach. Mit dem Jeep fährt man von Kathmandu einen Tag nach Syabru Bensi und von dort in 1.5 Tagen ins hinterste Dorf Kyanjin Gumpa. Das Langtang-Tal wurde durch die Netflix-Doku „Nepal im Schock“ etwas bekannter, als dort 2015 ein schweres Erdbeben ein ganzes Dorf auslöschte. Die Folgen sind teilweise noch heute sichtbar. Wir quartieren uns in der Lodge Superview ein, die unser Base Camp für die nächsten 3 Wochen wird. Das Leben hier ist sehr angenehm, man fühlt sich wie in einem Hotel, an einem Ruhetag geniesst man Cappuccino und Zimtschnecken in einer der Bäckereien und hat auch einigermassen gutes Internet.

Kyanjin Gumpa
Kyanjin Gumpa

Wir sind aber nicht zum Entspannen hier, sondern um die Gegend etwas zu erforschen und natürlich um zu bergsteigen. Mit im Gepäck haben wir auch noch unsere Gleitschirme, denn wir möchten auch noch unbedingt von einem 6000er ins Tal runterfliegen. Kaum angekommen, beginnen wir mit der Akklimatisation. Wir steigen zum Tserko Ri 4985m hoch und fliegen mit den Schirmen zurück ins Tal. Am übernächsten Tag noch gleich zum Yala Peak 5500m und etwas unterhalb des Gipfels starten wir erneut mit den Gleitschirmen und fliegen zurück ins Tal. So macht das Akklimatisieren Spass!


Nach einigen unproduktiven Tagen mit dem Besuch bei einer befreundeten italienischen Expedition und einer tragischen Rettung am Langtang Lirung brechen David und ich erneut auf, um uns zu akklimatisieren. Wir steigen auf 5100m hoch, um dort zu biwakieren, und am folgenden Tag besteigen wir einen Gipfel des Yala Peak 5700m und übernachten nochmals am gleichen Ort. Am nächsten Tag fliegen wir dann wieder mit den Gleitschirmen runter nach Kyanjin Gumpa - sehr knieschonend!


Die folgenden drei Tage sind ziemlich tragisch. Es geht um die Bergung der Leiche eines tschechischen Bergsteigers, der im Abstieg vom Langtang Lirung ums Leben gekommen ist. Schlussendlich konnten die Nepali souverän die Leiche lokalisieren und bergen. Für uns war die Situation nicht ganz einfach und wir waren dann auch froh, als alles vorbei war.


Nun wollten wir endlich unseren Traum verwirklichen und von einem 6000er runterfliegen. Dazu wählten wir den Shalbachum 6900m (gemäss Karte). Wir stiegen erneut in unser Camp auf 5100m auf und wollten dann am nächsten Tag in einem Push leicht und schnell auf den Gipfel. Das Zelt und Biwakmaterial liessen wir zurück und hatten nur das Nötigste mit dabei und natürlich unsere Gleitschirme. Der Shalbachum ist von dieser Seite ein eher einfacher Berg, somit ideal für unser Vorhaben. Über ein Gletscherlabyrinth bauen wir unseren Weg, steigen weiter auf den Grat und über diesen bis zum Gipfel empor. Die letzten Meter sind die exponiertesten und wir balancieren wie auf Messers Schneide zum höchsten Punkt. So glücklich wie wir oben waren, waren wir aber auch etwas enttäuscht, denn unsere GPS-Höhenmesser sagen, dass der Gipfel „nur“ auf 6700m ist, und der ausgesetzte Gipfel ist alles andere als ein idealer Startplatz. Wir steigen bis auf 6300m ab, wo wir unsere Schirme auslegen und vermutlich einen der schönsten Gleitschirmflüge unseres Lebens geniessen können. Eine halbe Stunde später sind wir wieder unten im Tal, so genial!

Der Shalbachum (6700m)
Der Shalbachum (6700m)

Nach ein paar Ruhetagen und dem Holen unseres Materials (natürlich mit Gleitschirm). Brechen wir erneut auf. Dieses Mal, um am Ganchempo 6387m eine neue Route zu eröffnen. Nach einem ganzen Tagesmarsch bis an den Wandfuss machen wir uns bereit. Am Morgen früh, beim ersten Tageslicht, möchten wir in die Wand einsteigen. Wir haben viel technisches Material dabei, da wir mit erheblichen Schwierigkeiten rechnen. Am Einstieg merken wir jedoch, dass das Eis abgelöst ist und der Fels noch viel bröseliger als gedacht. Wir entscheiden uns spontan, die klassische Route der Nordwand zu machen, welche vermutlich erst drei Begehungen hat. Diese bietet schöne Firn- und Eiskletterei bis hoch zum Gipfel. Die letzten Meter sind noch mal etwas knackig und der Zuckerschnee macht es teilweise auch nicht einfacher. Am Gipfel sind wir nur glücklich, dass uns ein weiteres kleines Abenteuer gelungen ist. Der Abstieg über die Normalroute ist nochmals lang und es dauert einige Zeit, bis wir wieder zurück in unserem Lager sind. Wir haben erneut die Gleitschirme mit dabei, aber ein Flug wird uns aufgrund des Abwinds verwehrt und wir müssen zu Fuss zurück.


Kaum zurück in Kyanjin Gumpa treten wir unsere Rückreise nach Kathmandu an. Wir erlebten eine super Zeit in Nepal und haben viele Freundschaften geschlossen. Die Zeit war kurz, aber voller Erlebnisse und Abenteuer.


Gemeinsam mit David Göttler auf dem Gipfel des Ganchempo (6387m)
Gemeinsam mit David Göttler auf dem Gipfel des Ganchempo (6387m)

 
 
 

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